"Dinner for One": Das müssen Sie über die Kultsendung wissen (2024)

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Von: Sophie Rohringer

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München - "Dinner for One" gehört zu Silvester genauso wie Sekt und Raketen. Das müssen Sie über den Kult-Sketch mit Miss Sophie und Butler James wissen.

"Same procedure as last year Miss Sophie?“ - "Same procedure as every year James!" Jeder kennt den berühmten Dialog aus dem Sketch "Dinner for One", der seit über 50 Jahren im deutschen Fernsehen zu sehen ist. Das Geburtstagsessen von Miss Sophie und ihren vier verstorbenen Freunden (oder ehemaligen Liebhabern) hat mittlerweile an Silvester feste Tradition. Butler James muss dabei nicht nur bedienen, sondern auch die Rolle der Gäste einnehmen – und dazu gehört auch, ihren gesamten Alkohol zu trinken. James wird also immer betrunkener und sorgt für zahlreiche witzige Momente, zum Beispiel wenn er statt dem Glas zur Blumenvase greift oder immer wieder über das Tigerfell stolpert.

Aber hätten Sie gewusst, dass aus dem Tigerfell beinahe ein Eisbärfell geworden wäre? Oder womit sich Erzähler Heinz Piper jedes Jahr aufs neue blamierte? Und fragen Sie sich auch jedes Jahr wieder, wer da eigentlich im Hintergrund lacht? Wir verraten es ihnen und beantworten die wichtigsten Fragen rund um "Dinner for One".

"Dinner for One": Woher stammt der Sketch?

Die Entstehungsgeschichte von "Dinner for One" geht weit zurück und lässt sich heute nicht mehr eindeutig rekonstruieren. Angeblich stammt das Stück aus der Feder des Briten Lauri Wylie und wurde in den 1920ern geschrieben. Die Uraufführung soll 1948 im Londoner Theater Duke of Yorks stattgefunden haben. 1953 zeigte das Imperial Theater in London eine leicht abgeänderte Version, in der Miss Sophie mit fünf verstorbenen Freunden feiert.

Komiker Freddie Frinton führte den Sketch angeblich bereits ab 1945 im Variete-Theater Winter Gardens auf. In den 50er Jahre kaufte Frinton die Rechte an "Dinner for One" und tourte anschließend damit durch ganz England. Dabei änderte er mehrere Pointen und Handlungen, so führte auch er das legendäre Tigerfell ein, über das der Butler James so gerne stolpert.

"Dinner for One": Wie entstand die TV-Version der Kultsendung?

Im Jahr 1962 wurden Peter Frankenfeld und Regisseur Heinz Dukehase in Blackpool auf die Version von Frinton aufmerksam. Sie luden die Darsteller in Frankenfelds ARD-Sendung "Guten Abend, Peter Frankenfeld" ein. Dort führten Frinton und seine Partnerin May Warden am 8. März 1963 "Dinner for One" live auf. Das Publikum war begeistert, der Auftritt ein riesiger Erfolg. Daraufhin holte der Sender das Duo noch einmal nach Hamburg und ließ den Sketch unter der Regie von Dukehase im Studio B des NDR aufnehmen. 4150 D-Mark erhielten Frinton und Warden übrigens dafür – Steuerabzüge nicht mitgerechnet.

"Dinner vor One": Wann wird die Sendung ausgestrahlt?

Jeder verbindet "Dinner for One" mit Silvester, dabei lief das Stück lange zu ganz anderen Zeiten. Bis Anfang der 70er Jahre sendeten ARD und die Dritten Programme den Sketch immer dann, wenn Lücken im TV-Programm auftraten. Erst seit 1972 wird "Dinner for One" nur noch an Silvester ausgestrahlt. Der legendäre Satz "The same procedure as every year" erhält dadurch eine ganz besondere Bedeutung.

Inzwischen ist "Dinner for One" eine absolute Kult-Sendung geworden. 1997 verfolgten erstmals mehr Menschen den Sketch als die Neujahrsansprache des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl. Über 13 Millionen Zuschauer lockte das Stück allein im Jahr 2003 vor den Fernsehbildschirm. Schon 1988 bekam die Sendung einen Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde als am häufigsten wiederholte TV-Produktion. Seit 1996 führt das Buch das aber nicht mehr auf – nicht, weil es einen neuen Rekordhalter gäbe, sonder um für mehr Abwechslung zu sorgen.

"Dinner for One": Wer sind die Schauspieler?

Die meisten Deutschen kennen die "Dinner for One"-Darsteller Freddie Frinton und May Warden. In ihrem Heimatland sind die beiden Briten jedoch keine namhaften Schauspieler.

Freddie Frinton wurde 1909 unter dem Namen Freddie Coo im nordenglischen Grismyby geboren. Schon als er im Alter von 14 Jahren in einer Fischfabrik arbeitete, unterhielt er seine Kollegen bei der Arbeit mit Parodien und Witzen. Dem Chef missfiel das allerdings und Frinton wurde gefeuert. Fortan verdiente er als Komiker und Sänger seinen Lebensunterhalt und legte sich seinen Künstlernamen zu. Während des zweiten Weltkriegs diente er als Truppenbetreuer in der englischen Armee. Wann genau er mit der Aufführung von "Dinner for One" begann, ist nicht bekannt. Manche Quellen nennen die 50er Jahre als Anfangszeit, andere berichten, er habe damit bereits 1945 begonnen. Sicher ist jedoch, dass Frinton in den 50ern die Rechte an "Dinner for One" erwarb und den Sketch danach in mehreren Städten aufführte. Nebenbei ergatterte er erste Kinorollen, doch erst die deutsche TV-Produktion des Sketches verhalf ihm zum Durchbruch. Seine Rolle als trotteliger Klempner in der britischen 40-teiligen Serie "Meet the Wife" machte ihn schließlich auch in seinem Heimatland zu einer TV-Berühmtheit. Doch tragischerweise starb Frinton 1968 an einem Herzinfarkt – im Alter von 59 Jahren und auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Übrigens: Obwohl er den betrunkenen Butler James jahrelang großartig verkörperte, trank Frinton selbst überhaupt keinen Alkohol.

May Warden kam 1891 in Leeds zur Welt. Ihr Vater verdiente sein Geld als fester Schauspieler und so führte die Familie Warden ein Leben ohne festen Wohnsitz. Tochter May besuchte deswegen nie eine Schule, dafür stand sie bereits mit 12 Jahren zum ersten Mal auf einer Theaterbühne. Später heiratete Warden den Komiker Silvester Stewart und wurde Mutter von vier Kindern. Wardens Tochter Audrey tat es ihrer Mutter nach, sie wählte ebenfalls einen Schauspieler als Ehemann: Len Howe, der sich zudem auch an "Dinner for One" versuchte. Zunächst spielte Audrey Warden den Part der Miss Sophie, später wurde ihre Mutter May Frintons Partnerin auf der Bühne. Die Aufführung des Stücks im deutschen Fernsehen war zugleich das erste Mal in ihrem Leben, dass Winton vor einer TV-Kamera stand. 1978 starb May Warden in London im Alter von 87 Jahren. Ihren eigenen 90. Geburtstag hat die Darstellerin der Miss Sophie also nie erlebt.

"Dinner for One": Warum sorgte der Erzähler für Empörung?

Bevor der Sketch startet, erklärt Erzähler Heinz Piper traditionell die Sitzordnung der Gäste. Doch bei der Aufzeichnung von "Dinner for One" leistete er sich einen grammatikalischen Fehler, als er den Kernsatz des Stücks zitierte. "The same procedure than every year", sagte Piper. Korrekt heißt es natürlich "as every year". Der Versprecher sorgte regelmäßig für Proteste der Zuschauer, bis der NDR 1988 die Tonspur mit der aus einer Probeaufnahme ersetzte. Seitdem spricht der Erzähler fehlerfrei und der richtige Satz ist längst ein gängiges Zitat geworden.

"Dinner for One": Wie oft stolpert James über das Tigerfell?

Als Frinton und Warden den Sketch live aufführten, stellte der NDR die Requisiten. Als Stolperfalle für James sollte ein Eisbärfell hinhalten. Doch Frinton bestand darauf, sein eigenes Tigerfell zu benutzen. Immerhin hatte er das Stolpern genau einstudiert, deswegen war es wichtig, dass der Kopf des Fells genau auf der richtigen Höhe war. Übrigens: Der Butler James bleibt genau elf Mal an dem Tigerkopf hängen.

"Dinner for One": Wer lacht da im Hintergrund?

Nach jeder Pointe in "Dinner for One" ertönt aus dem Off ein schallendes Lachen, wie es auch bei Sitcoms üblich ist. Bei der Aufzeichnung des Sketches waren aber keine Zuschauer dabei. Also, wer lacht da andauernd? Die Schuldige heißt Sonja Göth, eine ehemalige NDR-Mitarbeiterin und Frau des Oberbeleuchters Viktor Göth. Auch sie war bei einerder Aufzeichnungen dabei und fand das Stück so lustig, dass sie ihr Lachen einfach nicht zurückhalten konnte. Ursprünglich wäre die Aufnahme deswegen beinahe abgebrochen worden. Heute gehört Göths Lachen genauso zu "Dinner for One" wie James, Miss Sophie oder das Tigerfell.

"Dinner for One": Gibt es eine farbige Fassung?

Ende der 60er-Jahre plante der NDR, den Sketch erneut aufzunehmen, diesmal in Farbe. Doch der plötzliche Tod von Freddie Frinton, drei Wochen vor der geplanten Aufzeichnung, verhinderte das. 1999 produziere der Sender deswegen eine nachträglich kolorierte Fassung von "Dinner for One". Die kam bei den Zuschauern allerdings überhaupt nicht gut an, deswegen wird bis heute meistens die originale schwarz-weiß-Version ausgestrahlt.

"Dinner for One": Wie bekannt ist die Sendung im Ausland?

Nicht nur in Deutschland ist "Dinner for One" Kult, auch in vielen anderen Ländern flackert der Sketch an Silvester über den Bildschirm. Dazu gehören Deutschlands Nachbarländer Österreich, Dänemark, Belgien und Luxemburg, ebenso wie weiter entferntere Staaten wie Estland, Südafrika und sogar Australien. Synchronisiert wird der Sketch in keinem Land, die englische Originalversion ist überall Pflicht.

In der Schweiz, Norwegen und Schweden wird eine Version des Schweizer Fernsehens gezeigt. Sie ist ebenfalls auf englisch, aber einige Minuten kürzer als die Fassung des NDR. Die Schweden sträubten sich bis Ende der 60er Jahre allerdings vor der Ausstrahlung von "Dinner vor One", weil in dem Stück so viel Alkohol getrunken wird. In Dänemark wurde außerdem eine Parodie von "Dinner for One" produziert, in der Miss Sophie ihren 80. Geburtstag feiert. Ihre vier Freunde leben dabei alle noch.

Kurioserweise ist "Dinner for One" ausgerechnet in England völlig unbekannt. So erklärte beispielsweise 2004 ein BBC-Sprecher dem Magazin Spiegel, er habe noch nie von der Sendung gehört. Die Briten haben eben ihren eigenen Sinn für Humor.

"Dinner for One": Gibt es auch eine deutsche Fassung?

Das britische Englisch gehört einfach zu "Dinner for One", genauso wie das Tigerfell und die Schauspieler Freddie Frinton und May Warden. Ersterer hatte sich übrigens stets geweigert, das Stück auf deutsch aufzuführen. Seit seiner Zeit beim englischen Militär im Zweiten Weltkrieg hatte er keine besonders hohe Meinung von Deutschland. In diesem Kontext bekommt auch ein Zitat von Frinton eine andere Bedeutung. Wenn James den Gast Admiral von Schneider spielt, fragt er stets "muss ich?" ("must I?") bevor er die Hacken zusammenschlägt. In der Version des Schweizer Fernsehens stellt James diese Frage nicht. Manche Kritiker interpretieren diese Zeile deswegen als Anspielung auf Frintons Widerwillen gegenüber einer deutschen Fassung.

Eine deutsche Fassung gibt es allerdings doch, nämlich mit Kommentaren für Sehbehinderte. Dazu kommen Bücher und Hörspiele in vielen deutschen Dialekten, darunter Bairisch, Sächsisch, Hessisch und Plattdeutsch. Außerdem zeigt der NDR an Silvester eine plattdeutsche Version des Sketchs, aufgeführt von der Fritz-Reuer-Bühne Schwerin.

"Dinner for One": Verstehen Sie den Wink am Ende?

Jüngere Zuschauer und solche, die nicht sehr gut englisch verstehen, verpassen gerne die letzte Pointe des Stücks. Nach dem viergängigen Geburtstagsessen kündigt Miss Sophie an, sich in ihre Gemächer zurückzuziehen ("I think I'll retire"). James fragt daraufhin noch ein letztes Mal: "The same procedure as last year, Miss Sophie?" und erhält darauf die übliche Antwort: "The same procedure as every year, James!". Mit einem Augenzwinkern kündigt James darauf an, er werde sein Bestes geben ("I'll do my very best") und begleitet Miss Sophie nach oben – natürlich eine Anspielung, dass die Feier im Zimmer der Dame weitergehen wird.

"Dinner for one" an Silvester im Fernsehen

"Dinner for one" läuft am letzten Tag des Jahres nicht nur einmal im Fernsehen. Damit Sie wissen, wann Sie einschalten müssen, haben wir für Sie die Sendetermine zusammengefasst.

sr

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